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Mediengruppe Pressedruck

Journalist werden, Journalist sein

VOLONTÄRIN UND REDAKTEUR IM GESPRÄCH

Wo steht ihr gerade in eurer Volontärsausbildung bzw. Journalistenkarriere?

Volontärin: Ich bin seit 1.1.2019 Volontärin, habe also gerade erst angefangen. Nach den sieben Wochen Einführungskurs, der für alle gleich ist, bin ich für ein Jahr in der Lokalredaktion in Günzburg gelandet. Hier bin ich unter anderem zuständig für die Berichterstattung aus der und über die Gemeinde Offingen und die Jugendseite, die wir wöchentlich gemeinsam mit Krumbach erstellen.

Redaktuer: Ich habe am 1.1.2016 an der Günter Holland Journalistenschule begonnen. Nach dem Einführungskurs war ich ein Jahr in der Außenredaktion in Friedberg und durchlief im zweiten Ausbildungsjahr die verschiedenen Stationen der Mantelredaktion in Augsburg. Heute bin ich als Redakteur in Neu-Ulm zuständig für die Berichterstattung aus der Stadt Ulm.

 

Hattet ihr vor eurem Volontariat schon journalistische Erfahrung?

Redaktuer: Mein erstes journalistisches Praktikum habe ich gleich nach dem Abi gemacht. Dann habe ich Politikwissenschaft in München studiert und weitere Praktika gemacht.

Volontärin: Journalistin war schon immer mein Traumberuf. Ich habe meinen Master in Geschichte in München gemacht und auch viele Praktika absolviert. Dabei hat sich für mich auch gezeigt, dass ich Schreiben für die Zeitung am spannendsten finde.

 

Warum habt ihr euch für die Ausbildung hier im Haus entschieden?

Redakteur: Zur Mediengruppe Pressedruck hatte ich vor dem Volontariat noch keinen Kontakt. Ich bin erst bei der Suche nach einer Ausbildung zum Journalisten darauf aufmerksam geworden. Das Angebot hat mich sehr angesprochen, weil ich von Anfang an das Gefühl hatte, dass man hier sehr viel lernt und gut ausgebildet wird – eben weil ein großes Haus dahintersteht.

Volontärin: Die Aufnahmekriterien für viele Journalistenschulen sind wirklich wahnsinnig streng, man macht sich extreme Arbeit, und von 1.000 Bewerbern werden dann nur zwölf genommen. Das wollte ich nicht. Bei der Günter Holland Journalistenschule sind es zwar auch viele Bewerber. Aber wenn man eine gute Bewerbung mit Schreibproben abliefert und beim Vorstellungsgespräch den Wissenstest gut meistert, gibt es eine realistische Chance, reinzukommen. Auch der Einführungskurs war für mich ein entscheidendes Kriterium. Dazu kommen in den zwei Jahren weitere „Volotage“, also Fortbildungen, zum Beispiel zum Sonderseitenlayout, Umgang mit Politikern, und auch ein zweiwöchiges Seminar an der Akademie der Bayerischen Presse in München und Kulmbach.

 

Was hat euch an eurem Volontariat besonders gut gefallen?

Redaktuer: Die Kombination von Theorie und Praxis. Ich durfte von Anfang an viel machen, mich ausprobieren. Die Jugendseite, die man als Volo betreut, fand ich sensationell, denn da habe ich genau das gelernt, was später ein Redakteur macht – nämlich ganze Seiten planen. Genauso die Zeit am Regiodesk. Da dachte ich erst mal, das bringt ja gar nichts, weil man da ja nicht schreibt. Im Nachhinein war die Zeit aber lehrreich und erleichtert mir die Arbeit heute sehr. Ich bin im Seitenbauen jetzt viel schneller. Gut war auch, dass man immer fragen kann und direkt Feedback bekommt: Das ist gut oder eben nicht so gut, weil ... Dieses „weil“ ist das, was du als Volo mitnimmst.

Volontärin: Ich fühle mich in der Günzburger Redaktion angenommen, alle sind nett. Auch ich kann immer jeden fragen. Da wird man nicht blöd angemacht, wenn man mal was nicht weiß oder kann. Das ist alles sehr kollegial.

Redaktuer: Dieses Kollegiale, Hilfsbereite bleibt auch im späteren Redakteursleben so, das kann ich nur bestätigen.

 

Wie ist das Verhältnis zu den anderen Volontären?

Volontärin: Unserer Truppe ist wirklich toll, alle sind sehr nett, man kann sich austauschen, auch mal Blödsinn machen, das ist sehr wichtig. Nach den sieben Wochen Einführungskurs sieht man sich ja nur noch an den Volotagen, aber da versuchen wir immer, nachher noch zusammen Kaffee trinken zu gehen. Außerdem haben wir eine Whatsapp-Gruppe. Manche von uns arbeiten auch jetzt noch zusammen, weil sie zum Beispiel gemeinsam die Jugendseite machen.

Redakteur: Die Zusammentreffen an den Volotage waren auch bei uns immer super. Man sieht, wie es den anderen geht, was sie machen. Da kommt fast so etwas wie Lagerfeuerstimmung auf. Das ist das Tolle, neben dem, was man lernt.

 

Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?

Volontärin: Als Volo wirst du mit einem Thema betraut oder auf einen Termin geschickt, musst den Artikel schreiben, die Seite füllen. In die organisatorischen Dinge sind wir noch nicht so eingebunden.

Redakteur: Ein Redakteur hat noch mehr Aufgaben, inklusive Seitenplanung, Layouten usw. Morgens ist Konferenz, nachmittags Stehkonferenz und abends schauen wir nochmal alles an, was gewesen ist und was wir gemacht haben. Zwischendrin nehmen wir unsere Termine wahr, schreiben unsere Artikel und arbeiten aktuell für die Online-Aufritt.

 

Habt ihr schon mal an einer Seite-3-Geschichte mitgewirkt?

Redaktuer: Ich habe schon mal zugeliefert, wenn zum Beispiel ein Ulmer oder Neu-Ulmer Aspekt dabei war. Ich würde das gerne mal ganz machen, weil es eine andere Art von Herausforderung ist. Über die Länge ist es deutlich schwieriger, den roten Faden zu behalten.

 

Ist so eine Seite 3 Geschichte also die Königsdisziplin?

Redakteur: Ich glaube, die Königsdisziplin ist das Interview am Straßenrand (lacht). Nein, im Ernst, das kann man natürlich nicht mit einer Seite-3-Geschichte vergleichen, und so anspruchsvoll wie eine große Reportage ist das natürlich lange nicht. Aber es ist echt viel Arbeit: Da stehst du zum Beispiel im November bei vier Grad und Regen und musst vier oder fünf Leute finden, die Dir zu irgendeinem Thema etwas sagen – und dabei immer geduldig und freundlich bleiben.

Volontärin: Und dann muss man auch noch beachten, dass es Männer und Frauen gleichermaßen sind und das Alter von 18 bis 90 abgedeckt ist... So eine Straßenumfrage trifft meist die Praktikanten oder die Volos. Ich mache das auch öfter.

 

Gibt es eigentlich am Ende der Ausbildung Noten?

Volontärin: Nein. Wir müssen aber während des Lokaljahrs einen Ordner mit Artikeln anlegen, in denen wir bestimmte Themenbereiche mit verschiedenen Stilformen wie Reportage, Glosse, Kommentar, Interview usw. abdecken. Am Ende sollen das so um die 50 Artikel sein. Im Juni ist Zwischenbilanz, da geben wir das, was wir haben ab.

Redaktuer: Die Menge ist nicht das Problem, das kriegt man gut zusammen. Es geht eher darum, sich mit Themen auseinanderzusetzen, mit denen man sich nicht wohl fühlt. Das ist bei dem einen Sport und beim anderen Kultur oder Wirtschaft.

Volontärin: Wobei man innerhalb der Themen frei ist, ich habe zum Beispiel für Sport mal etwas über ein neunjähriges Tennistalent geschrieben, oder für die Wirtschaft über Gratiswasser in der Gastronomie.

Redaktuer: Aber man kriegt auf jeden Fall wichtiges Feedback zu den Texten. Deshalb sollte man eigentlich nur die schlechtesten Texte reinnehmen, denn dann lernt man am meisten. Aber das macht natürlich niemand.

 

Was ist das Wichtigste, was ihr in eurer Volo-Ausbildung lernt bzw. gelernt habt?

Volontärin: Herauszufiltern, was wichtig ist. Dadurch, dass ich schon als Volo eine Gemeinde betreue, kann ich entscheiden, welches Thema der Gemeinderatssitzung ich auswähle, was ich für die Leser am relevantesten finde. Das stimme ich natürlich mit meinem Volobetreuer ab. Mein Aufhänger in einem Artikel über eine Gemeinderatssitzung war kürzlich, dass Offingen jetzt eine Büchertelefonzelle bekommt. Die anderen Themen habe ich dann nur am Rande erwähnt.

Redakteur: Was darf ich wie groß erzählen? Welches Thema ist wie viel Platz wert?

Volontärin: Und man muss auch flexibel und spontan sein. Manchmal ist man auf einen Gesprächspartner angewiesen und kriegt ihn nicht... Oft geht es schneller, wenn man zum Beispiel die Kollegen fragen kann, ob sie einem einen passenden Interviewpartner nennen können. Ich war vor kurzem auf der Suche nach Gastwirten für den erwähnten Artikel über Gratiswasser in der Gastronomie. Meine Kollegen haben mir Kontakte genannt, das hat sehr viel Zeit gespart. Bevor man stundenlang sucht, einfach mal nachfragen. Das darf ich als Volo, das ist kein Problem.

Redakteur: Das darf ich heute noch, dazu muss man kein Volo sein. Ganz wichtig ist aber auch zu lernen: Wie lange brauche ich für was, kann ich das noch annehmen, was mache ich wann. Journalist ist kein Beruf, wo man eines nach dem anderen macht, sondern alles parallel.

 

Habt ihr euch bei der Bedeutung eines Themas auch schon mal verschätzt?

Redaktuer: Ja, klar. Manchmal denkt man, etwas ist total interessant und dann kommt gar nichts dabei raus ... Zum Beispiel: Ulm ist Bundeswehrstandort. Da wird man zu einer Pressekonferenz eingeladen, wichtig mit dem Bus abgeholt, sitzt voll Erwartung da. Und dann kommt der General und sagt nichts, weil alles geheim ist. Dann fährt man zurück ins Büro, hat dafür eine halbe Seite eingeplant – und ein Problem. Wenn sonst noch viel los ist, nimmt man halt was anderes rein. Aber es kann eben auch passieren, dass dann da ein Text steht, der leider nicht so gehaltvoll ist, wie man sich das vorgestellt hat.

Volontärin: Das passiert bei uns auch, zum Beispiel bei Gerichtsterminen. Die können ausfallen oder plötzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Im Extremfall ist sowas dann sogar als Aufmacher auf der Kreisseite eingeplant. Dann müssen wir die Seite neu planen.

Redakteur: ... und uns für die Zukunft merken, welche Themen ein Reinfall werden könnten. Dafür ist übrigens die Jugendseite, die man als Volo betreut, eine super Übung. Da läuft es nämlich genau wie im „echten“ Leben: Das sind junge, freie Autoren, oft Schüler, die sind gerne mal unzuverlässig, dann bricht schon mal ein Artikel weg ...

 

Wie geht es jetzt für euch weiter?

Volontärin: Mein Lokaljahr in Günzburg ist am 31.1.2020 zu Ende. Dann bekommen wir einen Plan, wann wir im zweiten Ausbildungsjahr in welchem Mantelressort sind. Einiges kann man wählen, anderes wie zum Beispiel Politik und Wirtschaft ist fix. 

Redakteur: Nach dem Volontariat habe ich hier im Haus eine Redakteursstelle bekommen. Von zwölf Leuten aus meinem Jahrgang sind zehn dageblieben.


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